Vorstellung von Projektergebnissen auf dem Deutschen Schmerzkongress in Mannheim

Unser Mitarbeiter Florian Wogenstein stellt morgen, am 13.10.2017, erste Projektergebnisse des Migräne Radar 2.0 auf dem Deutschen Schmerzkongress in Mannheim vor.

Als Grundlage für die Datenauswertungen dienten knapp 60.000 Migräneanfälle, die von den inzwischen fast 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Projekt im Zeitraum vom 1.1.2015 bis zum 31.8.2017 gemeldet wurden.

Die erste untersuchte Fragestellung lautete: Lösen Wetteränderungen Migräneanfälle aus?

Viele Migränepatientinnen und -patienten sind davon überzeugt, dass ein wesentlicher Auslöser ihrer Anfälle das Wetter, genauer vor allem plötzliche Wetteränderungen sind. Aber wissenschaftlich konnte das noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, insbesondere scheint der Effekt viel kleiner zu sein, als bisher vermutet. Dies bestätigen unsere Ergebnisse: Nur bei etwa vier Prozent der Patientinnen und Patienten können Wetteränderungen als Trigger von den Anfällen statistisch signifikant nachgewiesen werden.

Für die Auswertung wurden – für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer mit zehn oder mehr gemeldeten Anfällen –  Änderungen der Temperatur, des Luftdrucks und der Luftfeuchtigkeit an den Tagen vor den Migräneanfällen betrachtet, insgesamt ergaben sich so 15 untersuchte Einflussfaktoren pro Teilnehmer. Für die Statistik Experten: Dabei muss eine mögliche Alphafehler-Korrektur gemacht werden, da viele Einflussgrößen mit denselben Datensätzen betrachtet werden. Als Resultat ergab sich, dass vor allem starke Änderungen der Temperatur oder des Luftdrucks innerhalb eines Tages Migräneanfälle auslösen können.

Die zweite Fragestellung lautete: Sind die Migräneanfälle gleichmäßig auf die Wochentage verteilt?

Eine nicht gleichmäßige Verteilung von Migräneanfällen auf die Tage der Woche kann einen Hinweis darauf sein, dass die unterschiedliche psychische oder physische Belastung im Laufe der Woche Migräneanfälle auslösen kann. Speziell Migräneanfälle in der Zeit nachlassender Belastung – auch Wochenendmigräne genannt – mit einer Häufung der Attacken samstags und sonntags wird schon lange diskutiert.

Unsere Ergebnisse zeigen tatsächlich, dass für ca. 25% der Patienten – bei einer Erwartung von 5% an zufällig signifikanten Fällen – die Anfälle nicht gleichverteilt über die Wochentage stattfinden. Männer weisen mit etwa 40% einen höheren Anteil ungleichverteilter Anfälle auf als Frauen mit 22%. Die Berufsgruppen „Voll- und Teilzeitarbeitende“ sind überdurchschnittlich, die Gruppen „Rentner“, „Schüler / Studenten“ und „Erwerbslose“ unterdurchschnittlich betroffen. In der Gruppe der vollzeitarbeitenden Männer ist der Anteil mit eindeutigen, von der Gleichverteilung der Anfälle abweichenden, Mustern mit 44% am größten.

Bemerkenswert ist, dass dabei verschiedene Muster der Ungleichverteilung erkennbar sind. Tatsächlich gibt es Teilnehmer mit einer ausgesprochenen Wochenendmigräne, die folgende Abbildung zeigt die Daten eines Patienten, bei der eine Häufung der Anfälle deutlich am Samstag auftritt.

Wochentagsverteilung - Teilzeit

Allerdings scheint das Wochenend-Muster nicht gegenüber anderen Häufungsmustern ausgezeichnet zu sein, die zwei folgenden Abbildungen zeigen, dass auch z.B. in der Wochenmitte oder ziemlich am Anfang der Woche Anfallhäufungen auftreten können.

Wochentagsverteilung - Vollzeit

Wochentagsverteilung - Schüler/Student

Das Kopfschmerz Radar wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

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